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5
08
2021

Warum ich das Wall Street Journal nicht lese.

Post by 
Joachim Klement
In der Gemeinschaft der professionellen Anleger herrscht eine gewisse Uneinigkeit über Finanznachrichtenmedien wie das Wall Street Journal, die Financial Times oder The Economist. Bringt das Lesen von Finanzmedien überhaupt einen Vorteil?

In der Gemeinschaft der professionellen Anleger herrscht eine gewisse Uneinigkeit über Finanznachrichtenmedien wie das Wall Street Journal, die Financial Times oder The Economist. Für Privatanleger und Personen, die in der Finanzbranche arbeiten, aber nicht direkt an Investitionsentscheidungen oder Wertpapieranalysen beteiligt sind, sind all diese Publikationen äußerst wertvoll und eine gute Möglichkeit, sich über die Märkte zu informieren. Aber für all diejenigen, die täglich mit speziellen Finanzdaten arbeiten und diese analysieren, gibt es nichts Neues, was in diesen Medien publiziert wird.

Aus diesem Grund lese ich die Publikationen nicht. Nicht, weil sie schlecht sind (das sind sie nicht), sondern weil ich aus dem, was in ihnen geschrieben wird, als Investor keinen Vorteil ziehen kann. Das Gegenargument, das mir diesbezüglich entgegengebracht wird, ist normalerweise, dass es sich lohnt, diese Publikationen zu lesen, um zu wissen, was "die Straße" denkt und wie die Marktstimmung schwankt. Wenn Sie das glauben, dann lassen Sie mich Ihnen einige Daten aufzeigen, die Sie hoffentlich davon überzeugen werden, dass Sie keinen Nutzen davon haben, diese Artikel zu lesen.

Ioanna Lachana und David Schröder vom Birkbeck College in London haben sich Tausende von Artikeln im Wall Street Journal und der Finanzwebsite Seeking Alpha über die US-Aktienmärkte angesehen, um zu messen, wie sie den S&P 500 beeinflussen. Sie erstellten eine Variable, die misst, wie optimistisch oder pessimistisch ein Artikel über den Markt ist. Mit dieser Variablen versuchten sie herauszufinden, inwieweit diese Artikel Einfluss auf die S&P 500-Renditen am nächsten Tag oder weiter in der Zukunft nehmen. Unter Verwendung einer Variablen, die den Nettopessimismus misst (die ich in eine Nettopositivismus-Variable umgewandelt habe), fanden sie heraus, dass positivere Artikel im WSJ oder auf Seeking Alpha zu höheren S&P 500-Renditen am nächsten Tag führen. Aber bevor Sie sich aufregen, die Auswirkung führt zu einem Unterschied von 0,05% bis 0,1% in den Renditen. Schon am zweiten Tag nach Veröffentlichung gab es keine Veränderungen mehr in den Renditen (das Diagramm unten ist nicht leer, aber alle Balken liegen bei null).

Bild 1) Auswirkung von positiveren Artikeln in den Finanzmedien auf den S&P 500
Quelle: Lachana und Schröder (2021)

Anhand des Archivs der New York Times konnten sie sogar aufzeigen, wie der Einfluss der Nachrichtenmedien auf den Markt im Laufe der Zeit abnahm.

Abnehmender Einfluss von Nachrichtenartikeln auf die S&P 500-Renditen am nächsten Tag
Bild 2) Abnehmender Einfluss von Newsartikeln auf die S&P 500-Renditen am Folgetag
Quelle: Lachana und Schröder (2021)

Seit den Märkten der 1960er Jahre ist das Lesen der Nachrichten, um ein "Gefühl für den Markt" zu bekommen, eine Zeitverschwendung. Wenn Sie kein professioneller Investor sind, erhalten Sie wichtige Informationen aus den Finanznachrichten, aber wenn Sie ein Profi sind, verschwenden Sie Ihre Zeit damit. Sie können keinen Vorteil aus der Financial Times, dem Economist oder dem Wall Street Journal ziehen.

Quellen

Dieser Beitrag erschien zuerst im Blog Klement on Investing.

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