„Das war ein hervorragendes Investment!“ Mit diesem Gedanken lehnt sich Max, ein junger Privatanleger, entspannt zurück. Vor einigen Monaten hatte er Aktien eines DAX-Konzerns gekauft, deren Kurs seitdem um 15 Prozent gestiegen ist. Noch dazu war es mit 10.000 Euro eine seiner größten Einzelpositionen. Deshalb fühlt er sich wie ein Gewinner.
Doch wenige Tage später wird er nachdenklich. Ein positiver Analystenkommentar hat den Kurs um weitere fünf Prozent steigen lassen. Max hatte zwar einen Treffer erzielt, doch das Spiel war weitergegangen, und zwar ohne ihn. Sein zunächst erfolgreicher Trade sieht nun so aus, als hätte er etwas falsch gemacht. Diese Erfahrung dürfte so ziemlich jeder Anleger schon einmal gemacht haben.
Show Must Go On
Es ist offensichtlich, dass man nicht regelmäßig am Tief kaufen und am Hoch verkaufen kann. Jeder weiß das. Doch bei genauer Betrachtung steckt noch etwas anderes dahinter, das vielleicht nicht jedem bewusst ist: Die Geldanlage ist ein „unendliches Spiel“. Dabei werden ständig aktiv Entscheidungen zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren getroffen (bei kurzfristigem Trading) oder bewusst nicht getroffen (bei langfristigen Investments).
Die Geldanlage ist ein „unendliches Spiel“.
Solange eine Position offen ist, stellt sich die Frage, ob bzw. wann diese geschlossen oder vergrößert bzw. verkleinert werden soll. Und sobald die Position geschlossen ist, geht es darum, was mit dem Erlös passiert: Wird das Geld etwa für eine Urlaubsreise konsumiert oder soll damit eine neue Position in der nächsten aussichtsreichen Aktie eröffnet werden? Alternativ könnte man auch in einen aktiv oder passiv gemanagten Fonds investieren, um den Aufwand zur fortlaufenden Beobachtung zu reduzieren. Oder das Geld wird wegen einer schlechten Börsenphase vorübergehend als Kasse gehalten, um es später zum Kauf von Schnäppchen einzusetzen.
Unendliche Geschichte
Wie man es auch dreht und wendet, ständig besteht die latente Notwendigkeit dafür, Entscheidungen zu treffen. Jeden Tag müssen Chancen und Risiken aufs Neue beurteilt werden. Das erfordert Aufmerksamkeit und kann mit der Zeit durchaus anstrengend sein. Insbesondere dann, wenn es nicht so gut läuft und man für seinen Aufwand mit Verlusten „entschädigt“ wird.
Jeden Tag müssen Chancen und Risiken aufs Neue beurteilt werden.
Diese Erfahrung machen nicht nur Privatanleger, sondern auch Profis wie die bekannte US-Fondsmanagerin Cathie Wood: Im Jahr 2020 zählte sie mit prozentual dreistelligen Renditen zu den größten Gewinnern. Doch das Spiel ging weiter. Und im ersten Halbjahr 2022 war sie plötzlich unter den größten Verlierern. Eine interessante Alternative können deshalb bewährte, quantitative Strategien sein, die reproduzierbare Signale unabhängig von subjektiven Einschätzungen umsetzen.
Karten werden gemischt
Wie die Börse kann man auch die ganze Wirtschaft als unendliches Spiel verstehen: Unternehmen kommen und gehen, stehen in Konkurrenz zueinander, gewinnen oder verlieren Marktanteile und so weiter. Das ist die Natur eines Systems, das letztlich Produktivitätssteigerungen und technischen Fortschritt hervorbringt. Dabei werden die Karten jeden Tag ein bisschen neu gemischt, denn alles ist ständig im Wandel und nichts wirklich sicher. Mit der Zeit können sich auch die Spielregeln selbst verändern. Dabei sind bestehende Risiken und Unsicherheiten gleichzeitig auch Opportunitäten und ermöglichen neue Chancen und Wettbewerbsvorteile.