Das härteste Spiel der Welt
Trading ist das härteste Spiel der Welt. Sie allein gegen den Markt. Es gibt kein Team und auch keinen Schiedsrichter, mal abgesehen von Ihrem Bankkonto, das die Funktion eines unbestechlichen Echtzeit-Punktezählers hat. Es steigt, wenn Sie gewinnen, und sinkt, wenn Sie verlieren. So einfach ist das.
Alles andere als einfach ist jedoch die Tatsache, dass Ihre Gegenspieler zu den klügsten Köpfen der Welt gehören. Es gibt immer jemanden, der besser, schneller, erfahrener oder informierter ist als Sie. Das kann und muss man so akzeptieren, insbesondere da Sie nicht der „beste“ Trader sein müssen, um Geld zu verdienen. Allerdings müssen Sie besser sein als der durchschnittliche Trader, und SIE MÜSSEN ÜBERLEBEN, sprich: Ihr Kapital nicht gänzlich verlieren. Das ist das Wichtigste.
Wenn Sie nicht wetten, können Sie nicht gewinnen. Wenn Sie alle Ihre Chips verlieren, können Sie nicht wetten. (Larry Hite)
Ich persönlich benötige einen guten Spielplan, um die vielen Höhen und Tiefen der Märkte zu überstehen - einen Plan, der auf Daten und Regeln basiert. Und auf Erfahrung. Denn ohne Erfahrung funktionieren Spielpläne nicht bzw. werden diese nicht ein- und durchgehalten.
Es ist wie mit einem Kochbuch. Alle Zutaten, Mengen und Zubereitungsschritte sind erklärt, also sollte es eigentlich auch funktionieren. Doch irgendwie schmeckt die Paella besser, wenn sie von meiner Oma zubereitet wird. Erfahrung.
Im Leben ist alles einfach, wenn man weiß, wie es geht. Schwer ist es jedoch diesen Punkt zu erreichen und auf dem Weg dorthin wichtige Erfahrungen zu sammeln. Es funktioniert nicht, wenn Sie im Simulationsmodus handeln. Es geht nur mit echtem Geld und auf Basis eines permanenten Lernprozesses.
Was folgt, sind einige meiner eigenen Erfahrungen. Nur ein paar, nicht alle. Einige "evergreen" Beobachtungen eines quantitativen Traders.
DIE MÄRKTE ÄNDERN SICH STÄNDIG, ABER IHRE REGELN MÜSSEN ES NICHT
Die Versuchung, die eigenen Handelsregeln zu ändern, in der Hoffnung und mit dem Ziel, diese besser zu machen, ist fast unwiderstehlich. Wir selbst sind unsere schlimmsten Feinde, vor allem in Phasen emotional anstrengender Drawdowns. Die Regression zum Mittelwert ist ein bekanntes Merkmal der Märkte, und sie zeigt sich höchstwahrscheinlich auch in Ihrer eigenen Erfolgsbilanz als Trader. Auf Perioden mit überdurchschnittlicher Performance folgen unterdurchschnittliche Renditen, und diese Drawdowns bilden sodann die Grundlage für eine zukünftige Outperformance. An welchem Punkt dieses Zyklus glauben Sie besteht die größte Wahrscheinlichkeit, dass Sie Ihren Spielplan über Bord werfen? Richtig – in der Verlustphase. In der Regel ist dies jedoch der schlechteste Zeitpunkt für Spielplanänderungen.
Wir alle leben im Hier und Jetzt. Längerfristige Perspektiven können leicht in den Hintergrund geraten, wenn man zu sehr auf die aktuelle Performance fokussiert ist. Zoomen Sie mal ein paar Jahre raus. Ist die Performance wirklich so schlecht? Wollen Sie deswegen tatsächlich Ihr System ändern?
Je erfahrener Sie als Trader werden, desto geduldiger werden Sie mit Ihrem Spielplan sein können. Ich will damit nicht sagen, dass es per se schlecht ist existierende Regeln zu ändern, neue Ideen aufzugreifen und zu implementieren; schlecht ist es jedoch sicherlich, gute Regeln zu ändern, nur weil die letzten Wochen oder Monate von Verlusten geprägt waren.
An den Finanzmärkten ist es meiner Ansicht nach wichtiger zu wissen, was man nicht tun sollte, als zu wissen, was man tun sollte. Ein sehr wichtiger Aspekt des Tradings ist zu erkennen, wann man nichts tun und sein System nicht ändern sollte. Dass dies sehr schwierig sein kann, ist mir bewusst.
DEM LETZTEN SCHREI HINTERHERJAGEN UND AUF MARKETING-HOKUSPOKUS HÖREN
Wenn Sie dazu neigen, Ihre Handelsregeln wegen eines Drawdowns zu ändern, sind Sie vielleicht auch anfällig dafür, allem hinterherzujagen, was gerade heiß und hip ist. Calls auf AMC? Oder vielleicht Futures auf Dogecoin? Ja, das sorgt für interessante Geschichten beim Grillabend. Aber verdienen Sie damit auf lange Sicht auch Geld?
Wenn Sie zu sehr auf den „letzten Schrei“ der Märkte hören, was eine Form von Recency Bias darstellt, laufen Sie Gefahr, Signal und Rauschen zu verwechseln. Auf lange Sicht wird dies sehr wahrscheinlich ein teurer Fehler sein. Je kleiner das Sample (die neuesten Themen haben tendenziell ein kleines Sample), desto größer ist das Rauschen.
Seien Sie sich auch bewusst, dass die Medien niemals langweilige Nachrichten schreiben oder zeigen wollen. Ihr Geschäft ist es, über die „Breaking News“ zu berichten, die die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf sich ziehen. Das meiste davon ist jedoch marketinggetriebenes Rauschen. Meine Empfehlung als Trader ist, diese „Nachrichten" auszublenden und abzuschalten. Folgen Sie keinen Tipps und lassen Sie sich nicht beeinflussen. Bleiben Sie Ihrer Linie treu.