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6
07
2021

WARUM WIR DEN REICHTUM DER OZEANE WIEDERHERSTELLEN MÜSSEN.

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Alexandra Cousteau
Lernen Sie zwei Mitglieder des Beirats der Intalcon Foundation kennen. Dr. Andreas Jacobs im Interview mit Alexandra Cousteau. Sie führt in dritter Generation die Pionierarbeit ihres Großvaters, des Ozeanforschers Jacques Cousteau, fort und ist inzwischen selbst eine weltbekannte Fürsprecherin für Meeresfragen. Verfolgen Sie ihre Gedanken zum Thema "Restoring Abundance to the Oceans".

Hinweis: Der folgende Artikel sowie die fünf Videos sind Auszüge aus einem Interview zwischen den Beiratsmitgliedern der Intalcon Foundation, Alexandra Cousteau und Dr. Andreas Jacobs. Das vollständige 12-minütige Video dieses Interviews können Sie auf unserem YouTube-Kanal sehen.

Alexandra Cousteau Andreas Jacobs Interview Part 1
Interview - Teil 1

NUR DURCH ZUSAMMENARBEIT ERREICHEN WIR DIE UN GLOBAL GOALS

Um die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen zu erreichen und um unsere Vision einer Wiederherstellung der Ozeane Wirklichkeit werden zu lassen, ist eine radikale Zusammenarbeit notwendig. Zudem wird dafür sehr viel Kapital benötigt. Wenn beides zusammenkommt, bedingungslose Zusammenarbeit und notwendiges Kapital: umso besser.

Unsere Ozeane stehen derzeit vor einer Vielzahl von Problemen und dafür benötigen wir eine Vielzahl von Lösungen.  Die Oceans 2050 Foundation arbeitet daran, den Mindset von Menschen und Unternehmen aus allen Bereichen in Richtung einer gemeinsamen Vision zu lenken. Einer sorgenfreien Zukunft mit blühenden Ozeanen für unsere Kinder und Enkelkinder.

Leider ist das Nachhaltigkeitsziel 14 (Leben unter Wasser) das am meisten unterfinanzierte der globalen UN-Ziele. Wenn jedoch Maßnahmen ergriffen werden, um die Widerstandsfähigkeit, die Artenvielfalt und den Reichtum unserer Ozeane wiederherzustellen, könnte jeder investierten Dollar zu einem Ertrag von etwa 10 US $ führen. Die Suche nach innovativen Wegen zur Finanzierung der Wiederherstellung unserer der Ozeane - jenseits der traditionellen Philanthropie - wird sehr wichtig sein, um unsere Ziele zu erreichen.

Alexandra Cousteau Andreas Jacobs Interview Part 2
Interview - Teil 2

OZEANE: DAS LEBENSBLUT DES PLANETEN

Vom größten Tier, das je gelebt hat, bis hin zu den kleinsten Bakterien. Die Lebensräume im Meer enthalten die größte Vielfalt an Leben auf der Erde. Jeder zweite Atemzug, den wir nehmen, kommt aus dem Ozean. Die Ozeane regulieren unser Klima und machen unseren Planeten bewohnbar. Mehr als eine Milliarde Menschen sind täglich auf die Ozeane angewiesen, um ihre Ernährung zu sichern. Mehr als drei Milliarden Menschen sind vom Regen in den Küstengebieten und der dort vorhandenen Artenvielfalt abhängig, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.

DIE OZEANE SIND BEDROHT

80 % unserer Fischereizonen sind überfischt oder stehen kurz davor. Wir ersticken sie mit mehr als 5 Billionen Plastikteilen, die sich mittlerweile in unseren Ozeanen befinden. Und der Klimawandel sorgt für noch mehr Druck. Die Ozeane erwärmen sich, die Gletscher schmelzen, und das Wasser versauert. Populationen von verschiedenen Lebewesen bewegen sich auf der Suche nach lebensnotwendigen Bedingungen. Riesige Gebiete von Korallenriffen sterben über Nacht ab. Die Hälfte der Korallen auf der Welt ist bereits durch massive Bleiche verloren gegangen. Zum Beispiel auch am Great Barrier Reef in Australien. Unser kollektiver Einfluss auf den Ozean hat zu einem Verlust von 50 % des blauen Naturkapitals geführt; also der Flora und Fauna, die im Meer lebt.

Wenn wir so weitermachen wie bisher, können wir mit exponentiellen Verlusten innerhalb der nächsten Jahre rechnen und erreichen verheerende Kipppunkte in unserem Ozean-Ökosystem.

Die große Frage, die wir uns deshalb stellen müssen, ist: Werden wir diesen Wandel gestalten? Oder wird dieser Wandel uns formen?
Alexandra Cousteau

Wir haben etwa 10 Jahre Zeit, um die Paradigmen und Praktiken zu ändern, die uns auf einen neuen Weg zum Überfluss in den Ozeanen bringen können. Und die gute Nachricht ist, dass es möglich ist, den Überfluss in den Ozeanen innerhalb unserer Lebenszeit wiederherzustellen. Es ist nicht nur möglich, sondern verbessert unsere Gesundheit und steigert unseren Wohlstand.

Alexandra Cousteau Andreas Jacobs Interview Part 3
Interview - Teil 3

ZUKUNFT IM ÜBERFLUSS: DIE WIEDERHERSTELLUNG DES ÜBERFLUSSES IN DEN OZEANEN

Bis heute verzeichnen wir einen Verlust von mehr als 50 % der Lebewesen (Flora und Fauna) in unseren Ozeanen. Ein neuer Weg ist erforderlich. Wir brauchen einen Wechsel von der Erhaltung hin zur Wiederherstellung. Von Nachhaltigkeit zu Fülle.  

Auf einem Symposium über nachhaltige Fischerei in Kanada wurde kürzlich berichtet, dass nur 6% des Kabeljaubestands im Nordatlantik als nachhaltig befischt angesehen werden kann. Kabeljau hatte schon die Wikinger sowie die Ureinwohner Amerikas ernährt. Pilger und Entdecker, die den Reichtum von Nationen aufbauten, aber dann in den 1970er und 1990er Jahren durch Überfischung zerstörten.

Das ist keine Nachhaltigkeit. Es ist eher so, als würden wir einen Komapatienten versorgen. Wenn wir also über die Wiederherstellung des Überflusses nachdenken, ist die Wiederherstellung der Fülle ein Schritt in die Richtung einer reichhaltigeren Zukunft. Weg von der Vorstellung, dass das Wenige, was noch da ist, ausreichen würde.

"Überfluss ist die Grundlage unserer Gemeinschaft. Unsere gemeinsame Vision von einer anderen Zukunft. Für mich bedeutet Überfluss wirkliche Resilienz in einer sich verändernden Welt"

Die Rendite unserer Investition in die Wiederherstellung des Überflusses in den Ozeanen, sei es der nordatlantische Kabeljau oder riesige Ozeanwälder oder jedes andere Ökosystem, das wir im Ozean nur noch zu einem Bruchteil dessen haben, was es einmal war, ist tatsächlich ein exponentieller Gewinn. Das Risiko von "business as usual“ ist jedoch exponentieller Verlust. Das ist der Stand der Dinge. Nach COVID kann jeder von uns mittlerweile die katastrophalen Auswirkungen von Exponentialkurven nur zu gut verstehen.  

WEG ZUR WIEDERHERSTELLUNG

Es reicht nicht mehr aus, das Wenige, das uns geblieben ist, zu bewahren. Wir müssen effizient daran arbeiten, den Reichtum der Ozeane so wiederherzustellen, wie er in früheren Zeiten einmal war.  

Die kürzlich in der Zeitschrift Nature veröffentlichte wissenschaftliche Studie, die vom Oceans 2050-Chefwissenschaftler, Dr. Carlos Duarte, geleitet wurde, skizziert mehrere Schwerpunkte einer Erholung. Dazu gehört der Schutz von Arten, kluges und nachhaltiges Ernten, der Schutz spezieller Gebiete, die Wiederherstellung von Lebensräumen, die Reduzierung der Verschmutzung und der wichtigste von allen, die Abschwächung des Klimawandels.  

Aber dieser Bericht skizziert auch spezifische Szenarien, um die besten Ergebnisse für den Wiederaufbau des Meereslebens zu erreichen. Betrachten sie also diese Schwerpunkte als Katalysatoren, die unseren Fortschritt in Richtung einer reichen Zukunft beschleunigen können.

Um erfolgreich zu sein, müssen wir Partnerschaften eingehen und Projekte starten, die für alle gewinnbringend sind. Weg vom typischen Nullsummenspiel, in dem wir uns aktuell bewegen. Wir müssen die Interessen verschiedenster Gruppen mit den wissenschaftlichen Ergebnissen in Einklang bringen und mit Technologie und Innovation anreichern.

REGENERATIVE MEERESBEWIRTSCHAFTUNG  

Seit Jahrhunderten entziehen wir der Biosphäre Kohlenstoff und leiten diese in die Atmosphäre und unsere Ozeane. Wir müssen die Atmosphäre ent-karbonisieren und die Biosphäre re-karbonisieren. Die Ozeane aufforsten, die Meereswälder wiederherstellen und die Landwirtschaft regenerieren, wozu auch die Salzwiesen, die Mangroven und Seegraswiesen und natürlich die großen Urwälder gehören. Dies ist eine der größten Chancen, den Klimawandel anzugehen. Wir können allen Menschen und unserem Planeten nutzen. Genauso wie an Land, haben auch Wälder in den Ozeanen einen immensen Nutzen für unser Ökosystem. Und das Beste daran ist, dass sie große Mengen an Kohlenstoff binden können.  Oceans 2050 steht für ein Paradigmenwechsel: Für die Bewirtschaftung der Ozeane und den verantwortungsvollen Umgang statt Ausbeutung.

Wir erzeugen einen landwirtschaftlichen Beitrag, um die Temperaturerwärmung abzumildern. Wir stellen die Meeresumwelt wieder her, wir schaffen Möglichkeiten, damit Fischer ihren Lebensunterhalt verdienen können und wir stiften ganz allgemein einen Nutzen für Küstenregionen und die dort lebenden Frauen; um nur einige unserer Leitungen zu nennen.

"Regenerative Landwirtschaft kann zu mehreren SDGs beitragen. Nicht nur zum Leben unter Wasser, sondern auch zum Klimaschutz, zur Gleichberechtigung, zu „Null-Hunger“ und weniger Armut. Es ist eine außergewöhnliche Chance, die wir vor uns haben."

Seegrasfarmen haben ein immenses Potenzial und bieten Millionen von Unternehmen profitable Geschäftsmöglichkeiten, denn sie liefern Rohstoffe für die Herstellung von Kunststoffen, Kraftstoffen, Nahrungsmitteln, Kosmetika und neuerdings auch Kohlefaser für den Automobil- und Flugzeugbau.  

Oceans 2050 steht kurz vor dem Abschluss eines Projekts, das die Höhe der CO2-Absorption von Algenfarmen auf der ganzen Welt spezifiziert. Zahlreiche Farmen sind dem Projekt angeschlossen. Von einer 300 Jahre alten Farm in Japan bis hin zu neuen Farmen in Nordamerika.  Es ist das erste Mal, dass sich Algenfarmen weltweit zusammenschließen, um ihre Vorteile und Auswirkungen für die Ozeane zu verstehen und um darüber hinaus (handelbare) Kohlenstoffprotokolle zu erstellen. Mit handelbaren CO2-Zertifikaten belohnen sich die Projektteilnehmer für ihr verantwortliches Handeln, anstatt sich nur das Endprodukt selbst zu fokussieren.

Das ist der Paradigmenwechsel, den OCEANS 2050 anstrebt. Wir sprechen von regenerativer Produktion auf den Algenfarmen und das ist an sich schon eine Abkehr von unserem traditionellen Verständnis von Landwirtschaft.  

Alexandra Cousteau Andreas Jacobs Interview Part 4
Interview - Teil 4

VON DER WISSENSCHAFT ZUM HANDELN: DIE ROLLE VON TECHNOLOGIE & INNOVATION BEI DEN GLOBALEN ZIELEN

Wir haben eine Lücke im Erfindungsreichtum, die wir überbrücken müssen, wenn wir in eine Zukunft mit mehr Überfluss gelangen wollen. Wir können den exponentiellen Verlust nicht mit Gewinn stoppen. Wenn wir akzeptieren, dass die Technologie nur ein Mittel ist, um unsere Absichten zu verstärken, dann können Innovation, KI, Technologie und Globalisierung mächtige Werkzeuge werden, die zu unserer gemeinsamen Vision beitragen: einer Zukunft im Überfluss. Sie alle, liebe Leser, können uns dabei unterstützen, indem Sie Ihr Handeln an dieser Vision auszurichten.  

Ein großartiges Beispiel ist die Zukunft der Meeresfrüchte. Was ist die Zukunft von Meeresfrüchten? Es kann nicht so weitergehen, wie bisher. Der Einsatz von Technologie und die Verankerung von Rückverfolgbarkeit und Transparenz in der globalen Fischereiindustrie ist der Weg der Zukunft. Es ist der Weg, die Welt zu ernähren und gleichzeitig unsere Ozeane zu schützen und wiederherzustellen. So können wir den Verbraucher mit dem Erzeuger über die Fischmärkte und die Restaurants auf eine Weise verbinden. Alle können damit einen bedeutenden Beitrag zu einer gemeinsamen Vision für eine Zukunft im Überfluss leisten.

Alexandra Cousteau Andreas Jacobs Interview Part 5
Interview - Teil 5

PARTNERSCHAFTEN FÜR SDG 14 NEU GESTALTEN

Gemeinsam können wir die Idee der Ozeanrestaurierung und die Regeneration des Reichtums in unseren Ozeanen einem neuen Publikum näherbringen; ob sie Investoren oder Spender sind, Unternehmer oder politische Entscheidungsträger. Wir haben eine echte Chance, die Innovation und Investitionen in Lösungen voranzutreiben, die die Wiederherstellung der Ozeane zum Ziel haben.  Wir müssen verstehen, dass der (bisherige) Weg zur Erhaltung grundlegend anders ist als der (bessere) Weg zur Wiederherstellung. Gemeinsam müssen wir über die Zukunft nachdenken, die wir uns vorstellen, und dann einen Weg in diese Richtung aufzeigen. Wenn wir diese Vision und dessen Möglichkeiten den Menschen vermitteln, die wirklich helfen wollen, ihre Ökosysteme in diese Richtung zu lenken, dann können wir in den nächsten zehn Jahren großen Erfolg haben, die Ozeane nicht nur zu retten, sondern zu ihrem ursprünglichen Überfluss zurückzuführen.

Quellen

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