Klima muss sich lohnen
Ein zufälliger Fund auf Twitter machte mich stutzig. Etwas Recherche ergab, dass in der Tat der Begriff „Carbon Footprint“ 2003 durch die Werbekampagne eines Mineralölkonzerns populär wurde: Des britischen Unternehmens BP. Der Footprint war Teil einer größer angelegten Kampagne, um das Image des Konzerns zu verbessern. „BP“ stand ursprünglich für British Petroleum, und wurde in „Beyond Petroleum“ umgedeutet. Das alte Logo wich einer stilisierten Blume. Dann folgte ein TV Werbespot, in dem Londoner Passanten gefragt werden, ob sie ihren CO 2 -Abdruck kennen. Der Spot endete mit dem Appell: „Wir können alle etwas tun, um weniger zu emittieren.“ BP war mit seiner Kampagne erfolgreich: Das Konzept des „Fußabdruck“ wurden populär. Wissenschaftliche Publikationen, die sich mit dem Carbon Footprint beschäftigten, vervierfachten sich innerhalb von fünf Jahren; Zeitungen übernahmen den Begriff, und Unternehmen wie auch Regierungsorganisationen nahmen Rechner zum Fußbadruck auf ihre Webseiten. Einen davon hatte BP eigens für die Kampagne entwickelt. Und heute überlegen wir alle, wie wir unseren Fußabdruck reduzieren können. Solaranlagen werden auf die Dächer installiert, Elektrofahrzeuge werden gekauft, und gereist wird, wo immer möglich, mit der Bahn statt mit dem Flugzeug.
Warum investiert ein Mineralölunternehmen, das seine Gewinne mit Ölförderung und dem Betreiben von Tankstellen erzielt, und das zu den 6 Unternehmen zählt, die seit 1965 am meisten zum CO2-Ausstoss beigetragen hat, in eine Kampagne zur Bekämpfung des Klimawandels? Ein Grund mag sein, dass der Fokus auf den persönlichen Fußabdruck die Verantwortung auf den Einzelnen verlagert und damit den Handlungsdruck von der Politik und den Unternehmen nimmt. Jeder kann ja selber etwas machen, und man fange am besten bei sich selber an, bevor man Forderungen an andere stellt. Es ist schwerer, ein Unternehmen wie BP zu kritisieren, wenn man selber ein schlechtes Gewissen hat, weil man gerade mit dem Flugzeug nach Mallorca gereist ist, mit den entsprechenden klimaschädlichen Emissionen durch diese Reise. Diese Betonung der individuellen Verantwortung ist auf jeden Fall eine Besonderheit der Klimapolitik. Bei anderen Politikfeldern ist dies anders.