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01
2021

Die Ursachen der schwachen Trendfolgerenditen.

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Trendfolgestrategien basieren auf der Idee, dass sich einmal etablierte Kursbewegungen für eine gewisse Zeit fortsetzen – und deshalb systematisch profitabel gehandelt werden können. Besonders glänzen konnten diese Ansätze während der globalen Finanzkrise in den Jahren 2007 bis 2009. Seither enttäuschten sie allerdings. Zwei Studien erklären, warum.

Häufige Trendwenden

In der Studie „Breaking Bad Trends“ untersucht Research Affiliates verschiedene Aktien-, Anleihe-, Rohstoff- und Währungsmärkte auf Charakteristika von Trendbrüchen. [1] Der betrachtete Gesamtzeitraum reicht von 1971 bis 2019, wobei die einzelnen Datenreihen teilweise erst später in diesem Zeitraum beginnen.

Das zentrale Ergebnis der Untersuchungen ist, dass es in den letzten zehn Jahren häufiger Trendwenden gab als zuvor. Das trägt zur Erklärung der schwachen Trendfolgerenditen der letzten Dekade bei. Konkret wird dabei ein Wendepunkt in den Untersuchungen als Monat definiert, in dem das kurzfristige Momentum eines Marktes (1 Monat) ein anderes Vorzeichen hat als das langfristige Momentum (12 Monate).

Die nachfolgende Grafik zeigt einen negativen Zusammenhang zwischen der Anzahl an Wendepunkten (x-Achse) und der risikoadjustierten Rendite einer 12-Monats-Trendfolgestrategie. Für jeden untersuchten Markt wurde in jedem Jahr die Anzahl an Wendepunkten (Monate mit unterschiedlichem Vorzeichen bei 1- und 12-Monats-Rendite) berechnet. Als Strategie wurde klassische, statische Trendfolge angenommen: Long (Short), wenn 12-Monats-Rendite positiv (negativ). Die Berechnungen erfolgten gleichgewichtet, sowohl innerhalb als auch zwischen den Anlageklassen. Zudem wurden die Portfoliorenditen auf eine annualisierte Volatilität von zehn Prozent normalisiert. Zeitraum: 1990-2019.

Bild 1) Mehr Trendwenden und niedrigere Renditen in den letzten 10 Jahren
Die Grafik zeigt einen negativen Zusammenhang zwischen der Anzahl an Wendepunkten (x-Achse) und der risikoadjustierten Rendite einer 12-Monats-Trendfolgestrategie.
Quelle: Garg, A. / Goulding, C. L. / Harvey, C. R. / Mazzoleni, M. G. (2020), Breaking Bad Trends, S. 9

Die Anzahl an Wendepunkten hat den Untersuchungen zufolge einen erheblichen Einfluss: Ein Multi-Asset-Trendfolgeportfolio, normalisiert auf eine annualisierte Volatilität von zehn Prozent über die letzten 30 Jahre, büßte bei einer um eine Standardabweichung höheren Anzahl an Trendwenden rund 9,2 Prozent seiner jährlichen Rendite ein.

Ein möglicher Lösungsansatz könnte sein, schnellere Trendsignale zu verwenden, also kürzere Lookback-Perioden als 12 Monate einzusetzen. Die Autoren schreiben jedoch, dass dies keine gute Idee sei. Damit würde das Problem nicht gelöst, sondern verschlimmert: Auf diese Weise steige die Wahrscheinlichkeit schlechter Trades, da schnellere Signale einen (noch) höheren Anteil an Noise beinhalten.

Die Verwendung schnellerer Trendsignale ist keine Lösung, da schnellere Signale einen (noch) höheren Anteil an Noise beinhalten.
Garg, A. / Goulding, C. L. / Harvey, C. R. / Mazzoleni, M. G. (2020), Breaking Bad Trends

Geringe durchschnittliche Bewegungsspannen

Neben der häufigeren Anzahl an Trendwenden gibt es noch einen zweiten Faktor, der zur Erklärung der schwachen Trendfolgerenditen beiträgt. Dieser wurde im AQR-Paper „You Can’t Always Trend When You Want“ beschrieben, in dem verschiedene plausible Gründe für die Underperformance dieses Handelsansatzes untersucht wurden. [2]

Auf Basis ihrer Analysen schließen die Autoren eine geringe Trendeffizienz – also die Fähigkeit der Strategien, Trends in Gewinne umzumünzen – als Erklärung aus. Auch eine mangelnde Diversifikation der Trendfolgeportfolios über verschiedene Märkte wird als Ursache verworfen. Die tatsächliche Erklärung für die schwache Performance liegt der Studie zufolge in den vergleichsweise geringen durchschnittlichen Amplituden der einzelnen Marktbewegungen.

Die Regressionsgeraden auf der nachfolgenden Abbildung zeigen den Zusammenhang zwischen der absoluten Größe der Marktbewegungen (x-Achse) und der Performance der Trendfolgestrategie. Im Zeitraum von 2010 bis 2018 resultierte eine nahezu identische Regressionsgerade wie von 1880 bis 2009. Entscheidend ist aber, dass die jüngsten Datenpunkte (gelb) aufgrund der kleineren mittleren Kursbewegungen der letzten Jahre deutlich weiter links liegen. Das bedeutet: Trendfolge hat im Sinne der Trendeffizienz grundsätzlich funktioniert, aber es fehlte an großen Bewegungen für entsprechend hohe Renditen.

Bild 2) Größe der Marktbewegung vs. Trendfolgerendite
Die Regressionsgeraden zeigen den Zusammenhang zwischen der absoluten Größe der Marktbewegungen (x-Achse) und der Performance der Trendfolgestrategie.
Quelle: Babu, A. / Hoffman, B. / Levine, A. / Ooi, Y. H. / Schroeder, S. / Stamelos, E. (2020), You Can’t Always Trend When You Want, S. 8

Daraus lässt sich ableiten, dass Trendfolge grundsätzlich weiterhin funktionierte und in Marktphasen mit größeren Kursbewegungen auch wieder höhere Renditen zu erwarten sind. Zwar könnte die Phase vergleichsweise geringer Bewegungsamplituden zunächst weiter anhalten. Aber die Autoren sehen langfristig keinen Grund zu der Annahme, dass sich die Eigenschaften der Märkte in den letzten zehn Jahren grundlegend und dauerhaft verändert haben.

Fazit

Die schwachen Renditen von Trendfolgestrategien in den letzten zehn Jahren lassen sich durch eine Kombination von häufigeren Trendwenden sowie geringen durchschnittlichen Bewegungsspannen erklären. Kommt es an den Märkten in Zukunft wieder zu größeren Bewegungen bzw. weniger häufigen Trendwechseln, so sind bei diesen Strategien auch wieder entsprechend höhere Renditen zu erwarten.

Quellen

[1] Garg, A. / Goulding, C. L. / Harvey, C. R. / Mazzoleni, M. G. (2020), Breaking Bad Trends, Research Affiliates & Duke University
[2] Babu, A. / Hoffman, B. / Levine, A. / Ooi, Y. H. / Schroeder, S. / Stamelos, E. (2020), You Can’t Always Trend When You Want, AQR Capital Management & Journal of Portfolio Management, Vol. 46, Nr. 4

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