ÜBER DIE NACHHALTIGKEITSZIELE
Die Nachhaltigkeitsziele wollen weltweit ein menschenwürdiges Leben ermöglichen und gleichzeitig die natürlichen Lebensgrundlagen dauerhaft bewahren. Es geht um ökonomische, ökologische und soziale Aspekte und um Lösungen für die globalen Herausforderungen wie z. B. extreme Armut, Umweltzerstörung sowie Ungerechtigkeit und Diskriminierung.
Sie umfassen 17 ambitionierte Ziele, die von den Vereinten Nationen (UN) im Rahmen ihrer Agenda 2030 erarbeitet und von allen Mitgliedsstaaten ratifiziert wurden. Darüber hinaus sind die Nachhaltigkeitsziele ein immenser wirtschaftlicher Treiber. Nach Angaben der Vereinten Nationen fehlen allein in den Entwicklungsländern 2,5 bis 3 Billionen Dollar jährlich, um die Ziele zu erreichen. 380 Millionen Jobs werden durch die Erfüllung der Ziele weltweit in den unterschiedlichsten Branchen erwartet. Jährlich sollen bis zu 12 Billionen Dollar wirtschaftlicher Leistung durch die Ziele freigesetzt werden.
Seit der Verabschiedung der Agenda 2030 dient diese als Rahmen für Organisationen, Institutionen und Regierungen, die auf eine nachhaltigere Welt hinarbeiten wollen. Heute ist das Jahr 2030 weniger als ein Jahrzehnt entfernt und wir stehen immer noch vor zahlreichen Herausforderungen und Schwierigkeiten, die es zu überwinden gilt.
Das Wissen über die 17 Ziele ist Grundlage dafür, eine bessere und nachhaltige Zukunft zu erreichen. Nicht alle Nachhaltigkeitsziele sind für Sie als Privatperson oder Unternehmen gleichermaßen relevant. Die Kenntnis darüber ist jedoch wichtig, um die negativen Auswirkungen zu kennen und zu minimieren. Erfahren Sie im Folgenden, was die Ziele sind und warum sie für uns alle wichtig sind.
ARMUT IN ALL IHREN FORMEN ÜBERALL BEENDEN
Armut soll in all ihren Formen überall beendet werden. Das zu erreichen ist das Ziel.
Armut ist mehr als der Mangel an Einkommen und Ressourcen, um eine nachhaltige Existenz zu sichern. Zu ihren Erscheinungsformen gehören Hunger und Unterernährung, begrenzter Zugang zu Bildung und anderer Grundversorgung, soziale Diskriminierung und Ausgrenzung sowie die mangelnde Beteiligung an Entscheidungsprozessen.
Hohe Armutsraten sind vor allem in konfliktreichen Regionen zu finden. Kinder sind davon überproportional betroffen. Eines von fünf Kindern lebt derzeit in extremer Armut.
Laut Vereinten Nationen leben mehr als 700 Millionen Menschen – das sind rund 10% der Weltbevölkerung – immer noch in extremer Armut und können sich die grundlegendsten Bedürfnisse wie Gesundheit, Bildung und Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen nicht erfüllen. Ein Großteil lebt in Afrika südlich der Sahara und muss mit weniger als 2 USD pro Tag auskommen. Weltweit liegt die Armutsrate in ländlichen Gebieten mit rund 17% mehr als dreimal so hoch im Vergleich zu städtischen Gebieten.
KEIN HUNGER
Kein Mensch soll unter Hunger leiden. Ernährungssicherheit muss erreicht und eine nachhaltige Landwirtschaft gefördert werden.
Aktuell hungert jeder neunte Mensch auf der Welt oder leidet an einem dauerhaften Mangel an lebenswichtigen Nährstoffen. Besonders Kinder sind vom Hunger betroffen. Alle 10 Sekunden stirbt ein Kind an Unterernährung. Insbesondere der Klimawandel wirkt sich negativ auf Böden, Trinkwasser, Biodiversität, Wälder und Ozeane aus. In der Folge verstärken Dürren und Überschwemmungen das Hungerproblem.
Alle 10 Sekunden stirbt ein Kind an Unterernährung.
"Es ist an der Zeit zu überdenken, wie wir unsere Nahrung anbauen, teilen und konsumieren. Wenn wir es richtig machen, können Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft nahrhafte Lebensmittel für alle bereitstellen und ein angemessenes Einkommen generieren. Gleichzeitig kann eine auf den Menschen ausgerichtete ländliche Entwicklung unterstützt und die Umwelt geschützt werden." (Quelle: Vereinte Nationen)
GESUNDHEIT UND WOHLERGEHEN
Bis 2030 soll ein gesundes Leben gewährleistet und das Wohlbefinden für alle Menschen in jedem Alter gefördert werden. Die Gesundheit von Kindern, die Gesundheit von Müttern, Malaria und andere Krankheiten sind dabei wichtige Themen, die auf dem Weg hin zu Gesundheit und Wohlergehen zu berücksichtigen sind. Hinsichtlich der Erhöhung der Lebenserwartung wie auch bei der Behandlung tödlicher Krankheiten hat es bereits Fortschritte gegeben. Im Vergleich zu 1990 sterben jährlich 17.000 Kinder weniger, aber es gibt immer noch mehr als fünf Millionen Kinder, die vor dem fünften Lebensjahr sterben. Die Müttersterblichkeit ist seit dem Jahr 2000 um 37 % gesunken, aber Frauen in Entwicklungsregionen haben gegenüber Frauen in entwickelten Regionen ein 14-mal höheres Risiko, während der Geburt zu sterben.
"Ein gesundes Leben zu gewährleisten und das Wohlergehen in jedem Alter zu fördern, ist eine wesentliche Voraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung." (Vereinte Nationen)
HOCHWERTIGE BILDUNG
Inklusive und hochwertige Bildung für alle soll sichergestellt und lebenslanges Lernen gefördert werden.
In den letzten zehn Jahren gab es große Fortschritte bei der Einschulung von mehr Menschen, der Bildung von Mädchen und Frauen und der Verbesserung des Zugangs zu Bildung für alle Menschen weltweit. Dennoch gehen immer noch mehr als 265 Millionen Kinder nicht zur Schule. Selbst denen, die sie besuchen, fehlt es an grundlegenden Lese- und Mathematikkenntnissen. Gründe für den Mangel an qualitativ hochwertiger Bildung sind u. a. unqualifizierte Lehrer, schlechte Schulbedingungen und nur begrenzte Möglichkeiten für Kinder ländlicher Regionen, eine Schule zu besuchen. Um das Nachhaltigkeitsziel zu erreichen, sind mehr Investitionen in Bildungsstipendien, eine bessere Infrastruktur von Schulgebäuden und verbesserte Workshops zur Lehrerausbildung erforderlich.
265 Millionen Kinder können nicht in die Schule gehen.
"Der Erhalt einer hochwertigen Bildung ist die Grundlage für eine nachhaltige Entwicklung. Neben der Verbesserung der Lebensqualität kann der Zugang zu Bildung dazu beitragen, die Menschen vor Ort mit den notwendigen Werkzeugen auszustatten, um innovative Lösungen für die eigenen Probleme zu entwickeln." (Vereinte Nationen)
GESCHLECHTERGLEICHSTELLUNG
Die Gleichstellung der Geschlechter soll bis 2030 erreicht und die Position von Frauen und Mädchen insgesamt gestärkt werden.
Während sich die Gleichstellung der Geschlechter, die Stärkung von Frauenrechten und der gleiche Zugang zu Grundschulbildung für Mädchen und Jungen Anfang des Jahrtausends schrittweise verbessert hat, leiden Frauen und Mädchen weltweit immer noch unter schwerer Gewalt und Diskriminierung. Derzeit gibt es in rund 50 Ländern keine Gesetze, die Frauen vor häuslicher Gewalt schützen. Davon sind weiterhin mindestens jede fünfte Frau und jedes fünfte Mädchen im Alter zwischen 15 bis 49 Jahren betroffen.
Die UN will Frauen und Mädchen den gleichen Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung, menschenwürdiger Arbeit und Vertretung in politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsprozessen ermöglichen.
SAUBERES WASSER UND SANITÄRVERSORGUNG
Gewährleistung, dass alle einen Zugang zu sauberem Wasser und zu Sanitärversorgung erhalten.
Derzeit haben mehr als 2 Milliarden Menschen nur eingeschränkten Zugang zu Trinkwasserressourcen. Bis 2050 wird wahrscheinlich jeder vierte Mensch in einem Land leben, das von chronischem oder wiederkehrendem Trinkwassermangel betroffen ist. Insbesondere die Dürre trifft einige der ärmsten Länder der Welt sehr hart und verschlimmert Hunger und Unterernährung. Um die Sanitärversorgung und den Zugang zu Trinkwasser zu verbessern, muss verstärkt in die Bewirtschaftung von Ökosystemen und Sanitäreinrichtungen investiert werden.
Bis 2050 wird wahrscheinlich jeder vierte Mensch in einem Land leben, das von chronischem oder wiederkehrendem Mangel an Trinkwasser betroffen ist.
"Sauberes Wasser für alle ist ein wesentlicher Bestandteil einer Welt, in der wir leben wollen. Es gibt genügend Trinkwasser auf dem Planeten, um dies zu erreichen. Aufgrund schlechter wirtschaftlicher Verhältnisse oder mangelhafter Infrastruktur sterben jedoch jedes Jahr Millionen von Menschen - darunter viele Kinder – an Krankheiten, die auf unzureichender Wasserversorgung, Abwasserentsorgung und mangelnde Hygiene zurückzuführen sind." (Vereinte Nationen)
BEZAHLBARE UND SAUBERE ENERGIE
Es ist der Anspruch, bezahlbare, zuverlässige, nachhaltige und moderne Energie soll für alle zu gewährleisten.
Energie ist unerlässlich für die meisten Herausforderungen einer modernen Gesellschaft. Energie ist weiterhin von der Verwendung fossiler Brennstoffe abhängig. Diese Quellen werden aber nicht ewig reichen. Wissenschaftler schätzen, dass die Welt etwa 40 % des gesamten Erdöls verbraucht hat, und wenn der Verbrauch im gleichen Tempo weitergeht, werden die Vorkommen in 50 Jahren erschöpft sein. Wir müssen deshalb mehr und mehr erneuerbare Energien in den Bereichen Wohnen, Transportwesen und Industrie integrieren.
"Energie ist von zentraler Bedeutung für fast alle großen Herausforderungen, mit denen die Welt heute konfrontiert ist. Die Arbeit an diesem Ziel ist besonders wichtig, da es mit anderen Zielen für nachhaltige Entwicklung verknüpft ist. Die Konzentration auf den universellen Zugang zu Energie, die Steigerung der Energieeffizienz und die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien durch neue Wirtschafts- und Beschäftigungsmöglichkeiten ist entscheidend für die Schaffung nachhaltigerer und inklusiverer Gemeinschaften und die Widerstandsfähigkeit gegenüber Umweltproblemen wie dem Klimawandel." (Vereinte Nationen)
MENSCHENWÜRDIGE ARBEIT UND WIRTSCHAFTSWACHSTUM
Ziel ist die Förderung von nachhaltigem, inklusivem und nachhaltigem Wirtschaftswachstum, produktiver Vollbeschäftigung und menschenwürdiger Arbeit für alle.
Abnehmende Arbeitsproduktivität und ein anhaltender Mangel an menschenwürdigen Arbeitsmöglichkeiten führen aktuell zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit. Einkommen und Lebensstandard sinken. Heute leben mehr Menschen in Zwangsarbeit als je zuvor. Darunter weltweit ca. 40 Millionen Menschen in der Landwirtschaft, der Textilindustrie oder in der Rohstoffgewinnung.
Es wird erwartet, dass die Pandemie verheerende Auswirkungen auf die weltweite Arbeitslosigkeit haben wird. Nach Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation könnte die weltweite Arbeitszeit im zweiten Quartal 2020 um 14 Prozent sinken. Dies entspricht etwa 400 Millionen Vollzeitbeschäftigten, die eine 48-Stunden-Woche haben.
„Einen Job zu haben bedeutet vielerorts nicht automatisch, dass man damit der Armut entkommen kann. Wir müssen unsere Wirtschafts- und Sozialpolitik überdenken und umgestalten, wenn wir Armut wirksam bekämpfen wollen." (Vereinte Nationen)
INDUSTRIE, INNOVATION UND INFRASTRUKTUR
Die Förderung integrativer und nachhaltiger Industrien und Investitionen in Infrastruktur, Innovation und Forschung sind für die langfristige wirtschaftliche Entwicklung von großer Bedeutung. Investitionen in die Infrastruktur – u. a. in Transport, in Energie und in Kommunikationstechnologie – erzeugen Produktivitätswachstum, erhöhen das Einkommen, verbessern die Bildung und das Gesundheitswesen.
In den wenig entwickelten Ländern nutzen lediglich 19 Prozent das Internet, verglichen mit 87 Prozent in den entwickelten Ländern. Hauptgründe für diese große Kluft sind die Kosten für die Nutzung des Internets und das Fehlen der notwendigen Fähigkeiten.
"In Entwicklungsländern sind Arbeitsplätze in der Fertigung eine wesentliche Einkommensquelle und der Schlüssel zur Armutsbekämpfung. Die Auswirkungen von COVID-19 sind so destabilisierend, dass sie den Fortschritt in Richtung des Nachhaltigkeitsziels 9 und anderer Ziele aufzuhalten oder sogar umzukehren drohen." (Vereinte Nationen)
WENIGER UNGLEICHHEITEN
Das Nachhaltigkeitsziel 10 möchte die Ungleichheit innerhalb und zwischen den Ländern verringern. Der Abbau dieser Ungleichheit trägt zu nachhaltigem Wirtschaftswachstum bei und stärkt den sozialen Zusammenhalt einer Gesellschaft. Soziale Eingliederung bedeutet volle Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und einen gerechten Anteil am sozialen Wohlstand, wirtschaftliche Eingliederung bedeutet volle Bildungs- und Arbeitsrechte und der Zugang zu finanziellen Dienstleistungen und politischer Eingliederung bedeutet aktive und passive Stimm- und Beteiligungsrechte.
Im letzten Jahrzehnt hat die Ungleichheit jedoch fast überall zugenommen. Am niedrigsten ist sie in Europa, am höchsten im Nahen Osten. Die COVID-19-Krise verschärft die Ungleichheit. Sie trifft die am meisten gefährdeten Menschen am härtesten. Dieselben Gruppen erleben oft eine verstärkte Diskriminierung.
"Daten aus 31 Ländern für den Zeitraum 2014-2019 zeigen, dass jede fünfte Person von persönlicher Diskriminierung betroffen ist (gemäß den internationalen Menschenrechtsvorschriften). Die Pandemie birgt das Risiko, diesen Zustand zu verschärfen." (Vereinte Nationen)
NACHHALTIGE STÄDTE UND GEMEINDEN
Städte sollten sicherer, widerstandsfähiger und nachhaltiger werden. Städte sind Drehscheiben für Ideen, Handel, Kultur, Wissenschaft, Produktivität, soziale Entwicklung und vieles mehr. Da die Zahl der in Städten lebenden Menschen bis zum Jahr 2030 voraussichtlich auf 5 Milliarden ansteigen wird, sind effiziente Methoden der Stadtplanung und des Stadtmanagements gefragt, um die Herausforderungen der Urbanisierung zu bewältigen.